Spanienkämpfer

Der Spanische Bürgerkrieg von 1936 – 1939 war eine der ersten Epochen, in der es eine große internationale Unterstützung für den Kampf gegen den europäischen Faschismus und für eine gewählte demokratische Regierung gab. Spanien war in den Zeiten des aufkommenden Faschismus eine entscheidende Front. Dem Kampf gegen Franco, Hitler und Mussolini schlossen sich Tausende Freiwillige aus 54 Ländern an. Im Februar 1936 war in Spanien eine demokratische und sozialistische Regierung durch Wahlen an die Macht gekommen. Die eingeleiteten fortschrittlichen Veränderungen, um vor allem die soziale Lage der einfachen Bevölkerungsschichten zu verbessern, stieß aber auf große Gegenwehr der Kirche und der Rechten. So unternahm General Franco im Juli 1936 mit Hilfe von Deutschland und Italien einen Militärputsch, der zum Krieg führte. Der Krieg des spanischen Volkes wurde in jener Zeit zur Hauptfront  des Kampfes um Demokratie und Fortschritt sowie gegen die faschistische Gefahr.

Unter den Tausenden Demokraten und Antifaschisten, die sich den Internationalen Brigaden im Kampf gegen den Faschismus anschlossen, waren auch Nowaweser Genossen. Die vier Nowaweser Antifaschisten, welche in Spanien für die Freiheit gekämpft haben, sind in der Öffentlichkeit heute kaum noch bekannt. Walter Junker zählt in der Öffentlichkeit noch zu den bekannteren Personen, während Kurt Vogel, Paul Kühne und Kurt Laube kaum eine Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung spielen. Mit dem Ende der DDR verschwand nicht nur das staatlich verordnete Gedenken an sie, sondern auch für sie geschaffene Denkmäler wurden geschliffen, nach ihnen benannte Straßen und Kulturhäuser umbenannt und generell fand ein Erinnern und Gedenken an internationale Antifaschisten und Spanienkämpfer ein jähes Ende.

Alle vollziehen ihren Dienst in der XI. Internationalen Brigade, Paul Kühne wegen seiner englischen Sprachkenntnisse sogar zeitweise in der XV. Internationalen Briade. In ihr sind zumeist deutschsprachige Kämpfer zusammengefasst. Walter Junker kommt aus dem Spanischen Krieg nicht mehr zurück, er fällt während der Ebroschlacht im Jahr 1938. Doch auch zu Hause, in Nowawes, spielt der Krieg eine Rolle und nährt er die Hoffnung auf einen Sieg gegen den europäischen Faschismus. Die Ereignisse in Spanien mobilisieren die bereits im Untergrund wirkenden Antifaschisten. So wurden auch unter Führung der illegalen Ortsgruppe der KPD Potsdam-Babelsberg im Jahr 1936 37 größere Solidaritätsaktionen u.a. Geldsammlungen, Verteilung von Flugblättern usw. durchgeführt. (1)

Wir als Geschichtswerkstatt Rotes Nowawes wollen uns wieder für ein würdiges Erinnern und Gedenken an die Nowaweser Spanienkämpfer einsetzen, die nicht nur in Spanien, sondern auch hier in Nowawes wirkten.

(1) Solidaridad Pasaremos, Komitee d. Antifaschistischen Widerstandskämpfer d. DDR, Bezirkskomitee, 1981, S. 14

Folgender Artikel entstammt dem Blog eines Mitglieds der Geschichtswerkstatt Rotes Nowawes (Potsdamer AntifaschistInnen im spanischen Bürgerkrieg 1936-1939)

Die vier Nowaweser Antifaschisten, welche in Spanien für die Freiheit gekämpft haben, sind in der Öffentlichkeit heute kaum noch bekannt. Walter Junker wurde bereits schon ausführlich vorgestellt, auch Kurt Vogel fand in einem biografischen Abriss eine Kurzvorstellung. Nun folgt aber noch einmal ein Überblick über das Nowaweser Vierergespann.

Walter Junker wurde am 27. November 1910 in Berlin-Wannsee als viertes Kind einer Arbeiterfamilie geboren. Seit dem Jahr 1928 war er Mitglied im Kommunistischen Jugendverband und dessen Vorsitzender in der Ortsgruppe Nowawes bei Potsdam. Der Werkzeugmacher war ab 1931 Politischer Leiter der KPD in Nowawes und leitete ab dem Jahr 1932 die Herausgabe der illegal vertriebenen Zeitung “Junger Pionier”.
Im März 1933 wurde er kurzzeitig verhaftet und emigrierte im Mai desselben Jahres nach Prag in die ČSR. Durch seine fortgesetzte politische Tätigkeit vor Ort war er stets von der Ausweisung bedroht, kurzzeitig lebte er auch in der Schweiz. Im Jahr 1938 ging Walter Junker nach Spanien und wurde Soldat der XI. Internationalen Brigade. Er wird MG-Führer einer Maschinengewehrkompanie im Bataillon „12. Februar“. Am 28.07.1938 fiel er in der Nähe der Stadt Gandesa bei Corbera d´Ebre an der Ebro-Front. Walter Junker wäre dieses Jahr 100 Jahre alt geworden.
In der DDR wurden eine Straße und ein Klubhaus nach ihm benannt, außerdem wurde im Jahr 1976 ein Denkmal am Bahnhof Griebnitzsee errichtet.

Auch Paul Kühne kämpft als Potsdamer bzw. korrekterweise als Nowaweser in Spanien. Geboren wird er am 16. September 1908 in Nowawes und nach der Schulzeit in der Volksschule macht er im Werk von Orenstein und Koppel eine Ausbildung. Er tritt der „Roten Jungfront“ und im Jahr 1929 schließlich der KPD bei. Militärische Erfahrungen sammelt er im Roten Frontkämpferbund (RFB) als Zugführer und nach deren Verbot bei den nächtlichen Übungen in den Ravensbergen. Paul Kühne gehört zu den ersten Personen, die von den Nazis 1933 verhaftet werden. Erst im Gefängnis und später in den Emslandlagern inhaftiert wird er erst wieder 1935 entlassen. Als Taxifahrer hat er eine wichtige Funktion bei illegalen Treffen in Potsdam und Umgebung. Um seiner Verhaftung zu entgehen flieht er wie andere Antifaschist_innen in die ČSR, um von dort mit falschem Pass über Österreich, die Schweiz und Frankreich nach Spanien zu gehen. Hier wird er unter anderem als Fahrer eines Panzerspähwagens in der XV. Internationalen Brigade und später als Chef einer Sanitätskraftwagenkolonne eingesetzt. Unmittelbar nach dem Krieg ist er in Frankreich interniert und wird 1941 an die Gestapo ausgeliefert. Nach einer Haftzeit erhält Paul Kühne den Befehl zum Dienst in der sogenannten „Bewährungseinheit“ 999. An der Ostfront fehlt seit dem Januar 1945 jegliche Nachricht von ihm, vermutlich wird er beim Überlaufen zur Roten Armee erschossen.

Kurt Laube ist eine weitere Person, die in Spanien auf Seiten der Republik kämpft. 1905 in Rathenow geboren zieht er nach Nowawes und tritt zuerst dem KJVD (Kommunistische Jugendverband Deutschlands) und im Jahr 1930 der KPD bei. Als Mitglied im RFB organisiert er mit der Machtübernahme der Nazis 1933 Arbeiterdemonstrationen und arbeitet schließlich politisch in Nowawes und Berlin illegal weiter. Nach der Emigration in die ČSR meldet er sich freiwillig, um in Spanien gegen die Faschisten zu kämpfen. Eingesetzt wird er als Kommissar der 2. Kompanie in einer Batterie im Bataillon „Edgar André“, welches der XI. Internationalen Brigade zugeordnet ist. Am Ebro trifft er auch auf seine Nowaweser Genossen Walter Junker und Kurt Vogel. Auch Kurt Laube wird nach dem Ende des Krieges unter anderem in Gurs (Frankreich) interniert und durch die Vichy-Regierung an Nazi-Deutschland überstellt. In Potsdam wird er zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt, die er im Zuchthaus in Brandenburg zubringt. Obwohl er in ein Strafbataillon der Wehrmacht zwangsrekrutiert wird, gelingt ihm die Flucht zur amerikanischen Armee. Nach der Befreiung im Jahr 1945 übernimmt er politische Funktionen in der KPD, später in der SED und in der VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes) und arbeitet als Redakteur der DEFA-Betriebszeitung. 1987 stribt Kurt Laube in Potsdam.

Vierte Person im Bunde der Nowaweser Spanienkämpfer ist Kurt Vogel. Geboren wird er am 03. Februar 1910 in Potsdam. In den Waffenwerken Spandau lernt er den Beruf des Rohrschlosser. Er tritt 1926 dem KJVD und 1928 der KPD und dem RFB bei, außerdem ist er Vorsitzender der Roten Hilfe in Nowawes. Schon 1932 wird er wegen der RFB-Tätigkeit verhaftet (der RFB ist seit 1929 verboten) und wird im Jahr 1933 von den Nazis im KZ Lichtenburg in „Schutzhaft“ genommen. 1936 flüchtet er in die ČSR und folgt dem antifaschistischen Kampf im November 1936 nach Spanien. Kurt Vogel, auch bekannt unter dem Namen „Roter Waffenmeister“, vollzieht seinen Dienst in der XI. Internationalen Brigade als Kapitän und Operationschef in verschiedenen Bataillonen (unter anderem „Thälmann“, „Edgar André“ und „12. Februar“). Bei seinen Diensten an den unterschiedlichen Fronten wird er mehrmals verwundet. 1939 kommt er in mehrere Internierungslager, wird 1941 an Deutschland ausgeliefert und zu einer Haftzeit im Zuchthaus Brandenburg verurteilt. 1943 wird Kurt Vogel in das KZ Buchenwald überstellt, wo er am bewaffneten Aufstand teilnimmt. Nach 1945 wird er Polizeipräsident, Mitglied der SED, studiert in der UDSSR und wird Oberst bei der NVA.