Artikel mit freundlicher Genehmigung von der Seite Potsdam und Spanienkämpfer übernommen.
Walter (Karl, Albert) Junker wurde am 27. November 1910 als viertes Kind einer Arbeiterfamilie in Berlin-Wannsee geboren. Während der Vater als Bauarbeiter tätig war, arbeitete die Mutter als Waschfrau. 1925 beendete Walter Junker seine schulische Ausbildung in der Volksschule. Um die Lebenslage der Familie zu verbessern musste er einigen schlecht bezahlten Nebenbeschäftigungen nachgehen. So arbeitete er bei einem Einzelhändler und außerdem als Balljunge auf den Tennisplätzen der damals schon zahlreichen gutsituierten Wannseer_innen. In der spärlichen Freizeit widmete er sich so oft wie möglich dem Sport beim „Arbeiter-Turnverein“ im selbigen Stadtteil. Politisch geprägt wurde er durch die Erlebnisse in der wirtschaftlich schwierigen Zeit und durch seinen Vater und zwei seiner Schwestern, die alle in der SPD waren. [1]
Eine Lehre zum Werkzeugmacher begann er im Jahr 1925 im Dynamowerk bei Siemens-Schmuckert in Berlin-Siemensstadt. In diesem Zeitraum wurde er auch Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) aus der er jedoch aufgrund der reaktionären und aufrüstenden Politik der SPD im Jahr 1928 austrat. Neues politisches Betätigungsfeld wurde für Walter Junker und einige seiner Freunde der KJVD (Kommunistischer Jugendverband Deutschlands) in Wannsee. Im Dynamowerk hatten sie eine Betriebszelle gegründet und brachten Zeitungen und Artikel für die KPD-Betriebszeitung heraus.
Sein politisches Engagement führte ihn als Leiter der dortigen
KJVD-Ortsgruppe nach Nowawes (heutiges Babelsberg). Er organisierte
unter anderem im Juni 1929 eine Großkundgebung auf dem Bassinplatz in
Potsdam. Die politische Tätigkeit führte dazu, dass er acht Monate nach
seinem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung bei Siemens entlassen
wurde. Wie bei Millionen anderer Personen auch war nun die wöchentliche
Erwerbslosenunterstützung sein einzig geregeltes Einkommen (das
Arbeitsamt Nowawes befand sich seinerzeit in der Anhaltstraße 6, heute
ist dort das Polizeipräsidium). [1]
Walter Junker wurde Mitglied in der KPD und ab 1931 dessen Politischer
Leiter in der Ortsgruppe Nowawes. Er führte politische Diskussionen im
Parteilokal „Ebel“ (heutige Großbeerenstraße) durch, intensivierte die
Zusammenarbeit zur SPD (hier besonders im Sinne einer antifaschistischen
Einheitsfront mit Georg Spiegel, dem Vorsitzenden der SPD des Kreises
Potsdam) und organisierte Verbindungen in den ländlichen Raum (so zum
Beispiel verschiedene Zeltlager um Kontakt zu Landarbeiter_innen zu
bekommen). Weiterhin sah er eine wichtige Aufgabe in der Herausgabe der
KPD-Ortsgruppenzeitung „Roter Pionier“. [2]
Nach dem Verbot der KPD und seiner Organisationen versuchte Walter Junker unter anderem mit seinen Genossen Alfred Lehnert, Walter Klausch und Albert Klink die politische Arbeit illegal weiterzuführen, wurde jedoch im März 1933 zusammen mit anderen Personen aus seiner Wohnung (der damaligen Lützowstraße 5 und heutigen Dieselstraße) heraus verhaftet und in das Potsdamer Gefängnis gebracht. Hierbei handelt es sich vermutlich um das Gefängnis in der damaligen Bauhofstraße (Henning-von-Tresckow-Straße), ein weiteres Gefängnis befand sich in der Potsdamer Lindenstraße. Nach seiner baldigen Entlassung emigrierte er in die ĈSR, um seine erneute Verhaftung zu verhindern. Doch auch in Prag war er nicht sicher. Durch seine fortgesetzte politische Tätigkeit vor Ort war er stets von der Ausweisung bedroht. Für kurze Zeit ging er in die Schweiz um dann, seinem Wunsch entsprechend, in die Internationalen Brigaden aufgenommen zu werden, die in Spanien gegen Francos Faschisten und Söldner kämpften. Grund seiner Teilnahme dürfte seine permanente Gefahr der Ausweisung, als auch seine militärischen Vorkenntnisse gewesen sein. (Ab dem Jahr 1932 setzte eine Militarisierung und verstärkte militärische Ausbildung in den kommunistischen Gruppen und Organisationen ein, die dem antifaschistischen Selbstschutz dienten. So fanden zum Beispiel Übungen in den Wäldern bei Wilhelmshorst statt). [3]
Im Juni 1938 erreicht Walter Junker Spanien. Er wird dem Bataillon
„12. Februar“ zugeteilt, welches der XI. Internationalen Brigade
eingegliedert worden ist. Die XI. Brigade war seit Juli 1937 der 35.
Division der spanischen Volksarmee unterstellt. In dem Bataillon „12.
Februar“ wird er MG-Führer in der Maschinengewehrkompanie.
Kurz nach der Zusammenstellung der XI. Brigade beginnt die
Ebro-Offensive. Ziel ist es, eine Entlastungsoffensive am Ebro zu führen
und somit den Vormarsch der Faschisten auf Valencia (zu diesem
Zeitpunkt die Hauptstadt der spanischen Republik, da Madrid stark
gefährdet ist) zu stoppen. Die Ebro-Offensive ist die letzte große
Schlacht im spanischen Bürgerkrieg. Am 25. Juli 1938 beginnt diese und
nach einigen Tagen müssen die Faschisten ihre Angriffe auf Valencia
einstellen. Es wird ein Brückenkopf am Ebro gebildet und schließlich der
Ebro überschritten. Mit dabei sind aus Nowawes Kapitän Kurt Vogel
(Operationschef des 4. Bataillons „12. Februar“), Kurt Laube
(Politkommissar im Bataillon „Edgar André“), Paul Kühne (Führer einer
Sanitätswagenkolonne in der 35. Division) und Walter Junker. [4]
Seit zwei Tagen ist die spanische Volksarmee mit ihren
Internationalen Brigaden in der Vorwärtsbewegung. Die Faschisten ziehen
sich nach Gandesa zurück um dort eine neue Kampflinie aufzubauen. Die
Internationalen Brigaden ziehen schnell nach. Es ist der 28. Juli. Im
Schatten eines Korkeichenwäldchens rastet eine Kompanie. Kurt Laube
erinnert sich: „Wir marschieren vorüber. Grußworte fliegen hin und her.
Plötzlich eine bekannte Stimme: `Labschko´. So kann nur ein Genosse
rufen, der mich von früher aus der Heimat kennt. Ich bleibe stehen und
da sehe ich ihn: Walter, unseren ehemaligen Leiter des kommunistischen
Jugendverbands im `roten Nowawes´. Walter, das ist ein Stück der Heimat.
Das ist das Rathaus und das Arbeitsamt, vor dem wir sooft gemeinsam mit
den Genossen unsere Rechte als Jungarbeiter forderten und uns gegen die
Überfälle des Polizeihauptmannes Skowronnek und seiner Knüppelgarden
zur Wehr setzten…“ [3]
Aber die Zeit ist kurz, viele Worte werden nicht gewechselt, denn die
Blicke sprechen mehr als Worte. Kurt Laube muss wieder den Anschluss an
seine Einheit finden. Am Mittag wird die Höhe gegenüber der Stadt
Gandesa besetzt, der Sturm auf die Stadt soll um 15:00 Uhr beginnen.
Doch die Faschisten eröffnen vorher das Feuer durch Artillerie und
Fliegerbomben. Gegen 14:00 Uhr kommt ein Melder von einem nebenan
liegenden Bataillon und Kurt Laube soll mit ihm kommen, da ein Freund
schwer verwundet sei. Dann sieht Kurt Laube dort Walter Junker liegen.
[5]
Kurt Laube: „Er liegt unter Bäumen auf einer Zeltbahn. Explosivgeschoss
in die Brust zum Rücken hinaus, es gibt keine Rettung mehr. Aber er
liegt ruhig, die Augen geschlossen, atmet noch ganz schwach. Der
anwesende Sanitäter gibt mir ein Zeichen, dass es bald zu Ende sein
muss. Ich fasse seine Hand: `Walter, Walter hörst du mich?´ Die Augen
öffnet er nicht mehr, aber ich spüre einen ganz schwachen Druck seiner
Finger. So halte ich seine Finger einige Minuten. Dann ist kein Druck
mehr zu spüren, das letzte schwache Atmen hat aufgehört. Er ist
eingeschlafen – für immer. “ [3]
In einer Kampfpause wird Walter Junker bei Corbera d´Ebre, 10 km westlich des Ebro und ganz in der Nähe von Gandesa, begraben.
[1] Kommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen
Arbeiterbewegung: Mitgestalter der Geschichte – Wegbereiter
unserer Zeit; Potsdam; 1980; S. 72ff
[2] Brandenburgische Neueste Nachrichten; Jg. 30; Nr. 186 vom 08.08.1980
[3] Märkische Volksstimme; Jg. 10; Nr. 183 vom 07.08.1955
[4] Märkische Volksstimme; Jg. 33; Nr. 170 vom 21.07.1978
[5] Märkische Volksstimme; Jg. 38; Nr. 176 vom 28.07.1983