Im Zuge des Projekts einer Gedenktafel für die verfolgten Kommunalpolitikerinnen in Nowawes im Jahr 1933, die im heutigen Kulturhaus Babelsberg eingeweiht werden soll, hat die Geschichtswerkstatt Rotes Nowawes e.V. kurze Biographien der Kommunalpolitikerinnen erstellt. Anbei veröffentlichen wir auch Fotos der SPD-Fraktion, SPD-Vorstand, Musikgruppe der (kommunistischen) Naturfreunde sowie ein Bild der kommunistischen Jugend. Hierzu bitten wir um Mithilfe, um weitere Personen identifizieren zu können.
Zweiter Bürgermeister Dr. Franz Litterscheid
9.10.1873 Köln – 16.4.1949 Berlin-Dahlem
Nach einem Jura-Studium in Bonn lässt er sich als Rechtsanwalt in Berlin nieder. 1911 heiratet er die Malerin Margarete Loeser, die aus einer Berliner jüdischen bürgerlich-liberalen Bankiersfamilie stammt. 1912 wird der Sohn Hans-Wolfgang geboren und evangelisch getauft. 1919 tritt er der SPD bei. Im 1. Weltkrieg wird er eingezogen und wirkt als Kriegsgerichtsrat. Auch das eiserne Kreuz wird ihm verliehen. Am 22.5.1922 beschließt die Gemeindevertretung Nowawes, den Sozialdemokraten als Schöffen und Syndikus der Gemeinde zu bestellen. Seine Kandidatur wird von den Ebert-Sozialdemokraten unterstützt, jedoch von vielen USPD-Gemeindevertretern abgelehnt, da er nicht „links genug sei.“ Mit der Stadtwerdung von Nowawes 1925 wird er dann zum Zweiten Bürgermeister der Stadt gewählt. Er beleibt in Berlin wohnen und übt sein städtisches Amt eher „unpolitisch“ aus und daher kommt es auch zeitweilig zu Auseinandersetzungen mit der SPD-Fraktion, aber insbesondere mit kommunistischen Stadtverordneten. Im Januar und Februar 1933 vertritt er den erkrankten Ersten Bürgermeister, Walter Rosenthal. Nach den „Kommunalwahlen“ im März 1933 wird er umgehend beurlaubt und am 27.6.1933 in Anwendung des „Gesetzes zur Widerherstellung des Berufsbeamtentums“ aus dem Magistrat der Stadt Nowawes fristlos entlassen, „da er nicht die Gewähr bieten würde aufgrund seiner bisherigen politischen Tätigkeit rückhaltlos für den nationalen Staat einzutreten.“ Er zieht sich nach Berlin zurück und verstirbt 1949 in einer Dahlemer Klinik.
Besoldeter Stadtrat und Leiter des Wohlfahrtsamtes Paul Skirk
20.12.1878 Nowawes – 19.12.1948 Stahnsdorf
Unter den höheren Verwaltungsbeamten im Rathaus von Nowawes ist er das einzige echte Eigengewächs, stammend aus einer Nowaweser Weberfamilie aus der Kreuzstraße. 1905 heiratet er und die Familie bekommt einen Sohn. Beruflich schlägt er in Nowawes eine Verwaltungslaufbahn ein. Im 1. Weltkrieg muss er zum Militär. Während der Revolution 1918/1919 am 21.11.1918 in die SPD Friedrich Eberts ein.
Schon im Februar 1922 kandiert er für seine Partei zum Kreistag von Teltow, dessen Mitglied er bis 1933 sein wird. Auch dem Reichsbanner „Schwarz-Rot-Gold“ und der Arbeiterwohlfahrt fühlt er sich als Mitglied verpflichtet und das nicht nur durch sein häufiges Auftreten in diesen Organisationen mit sozialpolitischen Vorträgen und – Erläuterungen. Mit der Stadtwerdung von Nowawes 1925 wird er nicht nur Leiter des Wohlfahrtsamtes, sondern auch gewählter Stadtverordneter, unmittelbar darauf gar unbesoldeter Stadtrat für die SPD und damit Magistrat der Stadt. Er wird durch seine Amtsführung zur prägenden Gestalt moderner kommunaler Sozialpolitik in Nowawes und durch sein sehr politisches Auftreten im Kreis und in der Stadt zu einem sehr geachteten aber auch kritisch beäugten Amtsträger. Noch im Februar 1933 tritt er öffentlich gegen die neue Nazi-Herrschaft auf und kandiert für den Kreistag Teltow. Nach der „Kommunalwahl“ im März 1933 wird er unverzüglich von den Nazis beurlaubt und am 27.7.1933 in Anwendung des „Gesetzes zur Widerherstellung des Berufsbeamtentums“ fristlos aus der Stadtverwaltung entlassen. Mit dem Verbot der SPD im Juni 1933 verliert er auch sein Mandat im Kreistag von Teltow. Er zieht von Nowawes nach Stahnsdorf. Nach der Befreiung gründet er dort die SPD neu und stellt sich mit 67 Jahren für den demokratischen Neuaufbau in seiner Gemeinde zur Verfügung und wird Stellvertretender Gemeindebürgermeister. 1948 verstirbt er mehrere Kilometer entfernt von seiner bedeutenden Wirkungsstätte, dem Rathaus in Nowawes/Babelsberg.
Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung Paul Fleischmann
23.09.1889 Freiburg/ Schlesien (Świebodzice) – 7.6.1965 in West-Berlin
Der gelernte Kupferschmied heiratet 1912 im schlesischen Sprottau Elas Steinberg und zieht mit ihr nach Nowawes um dort eine Arbeit in der Lokomotivfabrik von Orenstein & Koppel aufzunehmen. Seit 1907 – mit 18 Jahren ist er schon Mitglied der SPD. Schnell steigt er zu einem Funktionär der Gewerkschaft der Kupferschmiede auf. 1916 wird er für die Sozialdemokraten in Nowawes Gemeindevertreter, bleibt aber auch im 1. Weltkrieg im Gegensatz zur Mehrzahl der Nowaweser Gewerkschafter ein Anhänger Eberts (MSPD). Bis 1933 wird er in der Stadtverordnetenversammlung wirken. Mit der Stadtwerdung von Nowawes 1925 wird er erste und einziger Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung von Nowawes – gegen einen „rechtsbürgerlichen Block“, oftmals toleriert von den Kommunisten. Fest verankert in der Gewerkschaftsbewegung und in der örtlichen Kommunalpolitik wird er 1928 zum Aufsichtsratsvorsitzenden der von den Gewerkschaften gegründeten Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft“ (GEWBOBA), bis 1933 die Nazis ihn aus diesem Amt drängen. Im Gründungsjahr der GEWOBA wird er auch Leiter des Arbeitsamtes Nowawes-Potsdam in der Anhaltstraße 6. Gerade in der Weltwirtschaftskrise wird er damit zu einer von den Nazis, aber auch von der KPD stark befehdeten Person der Kommunalpolitik. Im Juni 1932 wird er gar zum hauptamtlichen Kämmerer in Rathenow gewählt, kann dieses Amt aber aufgrund von dortigen Haushaltszwängen und rechter Gegenwehr nicht antreten. Zu den „Kommunalwahlen“ im März 1933 tritt er erneut für die SPD an. Aufgrund ständiger Denunziationen als „marxistischer“ Direktor versucht er dem Arbeitsverlust zu entgehen und tritt noch im Februar aus der SPD aus. Dennoch wird er in Anwendung des „Gesetzes zur Widerherstellung des Berufsbeamtentums“ entlassen. Als stadtbekannter Sozialdemokrat wird er im Juni 1933 verhaftet und ins KZ Oranienburg gebracht. Nach der Freilassung zieht er weitestgehend mittellos nach Berlin-Friedrichshain und macht dort mit Unterstützung seiner Frau einen kleinen Tabakladen auf. Ausgebombt zieht er nach der Befreiung nach Neukölln und wird wieder Mitglied der SPD, dann auch der SED. Als einer der wenigen Fachleute der Arbeitsverwaltung wird er Mitarbeiter des neuen Berliner Magistrats. Nach der Spaltung des Magistrats 1948 schleißt er sich den Westberliner Behörden an, tritt wieder in die SPD ein und wird 1951 Senator für Arbeit von West-Berlin und 1954 Präsident des Landesarbeitsamtes West-Berlin.
unbesoldeter Stadtrat Ewald Messerschmidt
20.3.1899 Neuendorf – 28.1.1941 Potsdam-Babelsberg
In der Geschichte von Nowawes wird er der einzige Kommunist sein, der je Mitglied der Stadtexekutive – des Magistrats war. Kommend aus der „linken Arbeiterdynastie der Messerschmidt-Müller-Meier“ im Weichbild der Lokomotivfabrik groß geworden , wird er nach seiner Schlosserlehrer bei Orenstein & Koppel auch eine andere Begabung zeigen: als zeitweiliger Dirigent der Freien Mandolinen- und Gitarrenvereinigung und nach deren politischen Spaltung 1928 als musikalischen Chorleiter bei den Naturfreunden, wird er mit gerade mal 30 Jahren von der KPD nach ihrem bedeutenden Wahlsieg 1929 (5 Mandate) als unbesoldeter Stadtrat und ehrenamtlicher (!) Leiter des Wohnungsamtes vorgeschlagen. Auch die Sozialdemokraten werden ihn mitwählen. Aufgrund heftiger Auseinandersetzung innerhalb der KPD wird er 1932 ausgeschlossen, bleibt aber Stadtrat. 1933 entfernen die Nazis ihn aus dem Magistrat. Er arbeitet wieder als Schlosser und erleidet 1940 einen Betriebsunfall an dessen Folgen er 1941 verstirbt.
unbesoldeter Stadtrat Max Schröder
13.1.1887 Stralsund – 13.2.1954 Potsdam-Babelsberg
Der gelernte Eisenbahnarbeiter ist der „Brückenbauer“ in der Nowaweser Arbeiterbewegung. Schon 1907 wird er Mitglied im Deutsche Metallarbeiterverband und im Jahr seiner Heirat 1911 in Nowawes auch Mitglied der SPD. Als Gewerkschafter und Arbeiter im Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) Potsdam wird er 1917 zur USPD gehen, für die er bis 1922 auch Gemeindevertreter ist, bis 1933 dann für die SPD. Das Mieterelend in seinem Wohnumfeld in der Luisenstr. (heute Wollestr.) kennend wird er zum Mitbegründer des Mietervereins Nowawes, später auch ihr Ehrenvorsitzender. Als SPD-Fraktionsvorsitzender in der Stadtverordnetenversammlung bestimmt er entscheiden über die soziale Ausrichtung der Stadt mit und liegt auch so manches Mal über Kreuz mit seinen eigenen Genossen im Magistrat. Im Juli 1932 ist er der sozialdemokratische Redner auf der einzigen Einheitsfrontveranstaltung der beiden Arbeiterparteien in Nowawes. Dies ist sicherlich auch darauf zurückzuführen, weil er weitanerkannter Vorsitzender des RAW-Betriebsrates ist. Mit dem Verbot der SPD verliert er auch das Mandat in der Stadtverordnetenversammlung. Ein Angebot, mit der Nazi-Gewerkschaft (NSBO) im RAW zu kollaborieren, weist er öffentlich scharf zurück und wird wieder „einfacher Eisenbahner“. Nur wenige Tage nach der Befreiung versammeln sich Antifaschisten in seiner Wohnung im Blumenweg 16, um erste Schritte hin zu einer Demokratisierung zu beraten. Er gründete die SPD in Babelsberg neu und wird als Kämmerer auch Mitglied des ersten neuen antifaschistischen Magistrates der Stadt Potsdam. Dann folgt er dem Ruf, Direktor des fast vollständig zerstörten RAW zu werden und baut dies mit vielen anderen aus den Trümmern wieder auf.
unbesoldeter Stadtrat Max Singer
4.4.1876 Nowawes – 9.1.1943 Potsdam- Babelsberg
Der Weber und spätere Gastwirt gehört neben Karl Gruhl und Paul Neumann über Jahrzehnte zu den prägendsten Gestalten der Nowaweser Sozialdemokratie. Aus einer Nowaweser Weberfamilie stammend entscheid er sich, nach seiner Hochzeit 1901 das Wagnis einzugehen, Gastwirt – besser wohl „Kneiper“ zu werden. Beginnend in der damaligen Lindenstr. (heute Rudolf-Breitscheid-Str.) kann er 1911 den schon bestehenden „Volksgarten“ in der Priesterstr. 31 (heute Karl-Liebknecht-Str. 36) übernehmen und ihn zu dem großen Versammlungslokal der Nowaweser Arbeiterbewegung der Kaiserzeit machen. Nicht nur Karl Liebknecht und andere bedeutende Persönlichkeiten der damaligen Sozialdemokratie werden dort auftreten, sondern auch die heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der Sozialdemokratie im 1. Weltkrieg geführt. Im Gegensatz zur Mehrheit der SPD in Nowawes wird er als seit 1911 gewählter Gemeindevertreter nicht zur USPD wechseln, sondern bei den „Ebert-Leuten“ bleiben. 1919 wird er dann Gemeindeschöffe und nach der Stadtwerdung 1925 bis 1933 unbesoldeter Stadtrat für die SPD. Auch seine Kinder werden eine aktive Rolle in der von der Sozialdemokratie geprägten Arbeiterkulturbewegung spielen. Er selbst gibt nach dem 1. Weltkrieg die Gastwirtschaft auf und betreibt im Nebenhaus ein Café. 1933 wird auch er aufgrund seiner sozialdemokratischen Mitgliedschaft aus dem Magistrat entfernt.
Stadtverordneter Georg Bombe
13.1.1890 Marienburg – 28.12.1945 Potsdam-Babelsberg
Der Schlosser aus Westpreußen wird 1913 nach Nowawes „einheiraten“, nachdem er schon mehrere Jahre in der Lokfabrik von Orenstein und Koppel arbeitet. Als aktiver Gewerkschafter ist er mit dem Geschäftsführer des Metallarbeiterverbandes befreundet und kandidiert 1925 erfolglos für die KPD für den Kreistag Teltow. Kurz danach wechselt er zur SPD, wir 1931 Betriebsrat bei Orenstein & Koppel und 1932 – 1933 Vertreter der Betriebsräte in der Ortsverwaltung des DMV Nowawes-Potsdam. Sein errungenes SPD-Wahlmandat wird ihm 1933 von den Nazis entzogen. Auch sein Gewerkschaftsamt verliert er und muss sich mit einer Gastwirtschaft in der Priesterstr. 14 (heute „Zille-Stube“ Karl-Liebknecht-Str. 19) selbstständig machen.
Stadtverordneter Richard Grünberger
18.6.1886 Nowawes – 21.7.1969 Potsdam-Babelsberg
Wie sein Freund Max Schröder ein alter sozialdemokratischer Eisenbahner im RAW Potsdam. Der gelernte Tischler wird schon früh Gewerkschafter und SPD-Mitglied. Als Kriegsteilnehmer möchte er die neue Republik verteidigen und engagiert sich in vorderste Reihe im Reichsbanner „Schwarz-Rot-Gold“. Auch im Nowaweser Freidenkerverband wird er sich einen Namen machen. 1932 erstmalig Stadtverordneten wird er 1933 erneut für die SPD kandidieren. Sein Mandat werden ihm die Nazis um Juni nehmen. 1945 gründet er die SPD in Babelsberg mit.
Stadtverordnete Gertrud Henkel, geb. Künzelmann, verw. Vanicek
14.2.1898 Cotta – 14.1.1982 Schönwalde
Gertrud ist eine der „roten Künzel-Mädchen“ aus Sachsen. Vater Hugo Künzelmann muss um 1900 seine sächsische Heimat aufgrund seiner politischen „Aufmüpfigkeit als Sozi“ verlassen und siedelt mit seiner vielköpfigen Familie nach Nowawes. Armut, Bescheidenheit aber auch einen „aufrechten Gang“ wird er allen seinen Kindern vermitteln. In diesem Umfeld wird auch Gertrud groß und findet recht schnell den Weg zur organisierten Arbeiterbewegung. Mit 23 Jahren heiratet sie den jungen Gewerkschafter Walter Vanicek, mit dem sie 2 Kinder haben wird. Ein tragischer Verkehrsunfall wird ihr schon 1926 den Mann nehmen. Als junge Witwe muss sie nun ganz alleine ihren Lebensunterhalt als Packerin bei der Konsumgenossenschaft verdingen. Dies wird ihr nur möglich, da sie ihre zwei noch kleinen Kinder in das einzige, von reformpädagogischen Konzepten geprägte Kindertagesheim in die Havelstraße schicken kann. Als alleinerziehende Mutter wird sie dennoch die wenige Freizeit darauf verwenden, Helferin und später auch Leiterin der (sozialdemokratischen) Kinderfreunde in Nowawes zu sein. Mit dieser Aufgabe ist auch seit 1931 die Funktion als Beisitzerin im SPD-Ortsvorstand verbunden. Geradezu zwangsläufig ist daher ihre Kandidatur als Stadtverordnete 1933. Das errungene Mandat wird ihr jedoch von den Nazis entzogen und nach der Heirat mit ihren Freund aus der Kinderfreundebewegung, Ewald Henkel, wird sie 1936 ihren neuen Lebensmittelpunkt in Schönwalde bei Falkensee finden. Ein politisches Engagement wird sie nach 1945 nicht noch einmal anstreben.
Stadtverordneter Reinhold Henschel
17.9.1892 Nowawes – 2.2.1971 Potsdam
Der Bauarbeiter entstammt einer Arbeiterfamilie in Nowawes. 1919 wird er Mitglied der KPD und kandidierte schon wenige Jahre später, aber erfolglos für die Stadtverordnetenversammlung. 1929 gelingt ihm aber aufgrund eines verbesserten Stimmergebnisse für seine Partei der Einzug in das Kommunalparlament. 1931 opponiert er öffentlich gegen den vom Stahlhelm und der NSDAP initiierten Volksentscheid gegen die SPD-geführte Preußenregierung, den die KPD in einen „Roten Volksentscheid“ ummünzen will. Er wird aus der Partei ausgeschlossen, engagiert sich kurzzeitig in der KPD (Opposition) und geht dann zur SPD und Ihrer SVV-Fraktion. Sein 1933 errungenes SPD-Mandat wird ihm im Juni aberkannt. 1938 zieht er mit seiner Familie in die Potsdamer Stadtrandsiedlung und schlägt sich als Markthändler durch. Nach der Befreiung wird er Mitbegründer der SPD in Potsdam.
Stadtverordnete Anna Kamin, geb. Bernhard
12.8.1878 – ?
Die Frau des Schuhmachers Otto Kamin ist eine der wenigen Frauen, die nach Stadtwerdung von Nowawes in die Stadtverordnetenversammlung einziehen – sie für die SPD. Bis zur Aberkennung ihres Mandates wird sie ihr bis 1933 angehören. Als Hausfrau wird sie sich neben der Kindererziehung in der AWO engagieren und die Ausflüge der Weltlichen Schule mitgestalten.
Stadtverordneter Wilhelm Killmey
… – …
Der Kutscher kommt aus einfachen Verhältnissen. Bevor er der KPD beitritt ist er schon Mitglied der Internationalen Arbeiterhilfe. In der KPD Nowawes leitet er ab 1932 den Literaturvertrieb. Für die KPD kandiert er 1933 auf Platz 4 der Liste für die SVV. Am 8.3.1933 wird auch sein Mandat von den Nazis „annulliert“.
Stadtverordneter Stanislaus Lindner
8.2.1899 Warschau – ?
Der Glaser zieht 1921 in eine sehr arme Gegend von Nowawes, erst in die Luisenstr. (heute Wollestr.) und dann in die Grenzstr. Schon vor 1918 gehörte er den Spartakusbund an. 1920 trennt er sich von der KPD und wird Mitglied der rätekommunistischen Kommunistischen Arbeiterpartei. 1925 kehrt er dann in den „Schoß“ der KPD zurück und wird auch Mitglied des Arbeitersportvereins Concordia Nowawes 06. Sowohl für die Wahl für den Kreistag als auch für die SVV kandidiert er für die KPD. Sein errungenes Mandat wird ihm am 8.3.1933 von den Nazis aberkannt.
Stadtverordneter Ernst Lüdicke
13.2.1892 Bornim – 1.3.1960 Potsdam-Babelsberg
Er lernt das Formerhandwerk im RAW Potsdam. Aus gesundheitlichen Gründen wechselt er als Bühnenarbeiter zu den Althoff-Studios. 1910 wird er mit 18 Jahren zu einem Mitbegründer der Freien Mandolinen- und Gitarrenvereinigung Nowawes. 1925 Mitglied der Roten Hilfe, wird er auch der KPD und der Revolutionären Gewerkschaftsopposition beitreten. 1933 ist er auf Listenplatz 3 der KPD für die SVV-Wahl. Sein errungenes Mandat wird ihm von den Nazis am 8.3.1933 aberkannt. Kurz danach wird er als stadtbekannter Kommunist verhaftet und für 2 Jahre eingesperrt. Nach der Befreiung tritt er wieder in die KPD ein und wird erster Leiter des Wohnungsamtes in Babelsberg.
Stadtverordneter Otto Machate
10.10.1890 Nowawes – 15.10.1960 Potsdam
Der Zimmermann und Eisenbahner gehörte zu den profiliertesten, erst kommunistischen, dann sozialdemokratischen Kommunalpolitiken von Nowawes. Nach Stadtwerdung zieht er für die KPD 1925 als Stadtverordneter und Kreistagsmitglied ein. Im Kreistag wird er Mitglied des Kreisausschusses und übernimmt die Geschäfte der KPD-Fraktion. 1931 kommt es aufgrund der Gewerkschaftspolitik (RGO) der KPD zum Bruch mit seiner Partei. Er wechselt zur SPD über wird 1932 zum Stellvertretenden SVV-Vorsteher gewählt. Für die SPD erringt er 1933 in der „Kommunalwahl“ Mandate in der SVV und im Kreistag. Beide Mandaten werden ihm im Juni 1933 entzogen. 1937 zieht er in die Potsdamer Stadtrandsiedlung. 1945 wird er wieder Mitglied der SPD und baut an der Seite seines Freundes Max Schröder das RAW wieder auf.
Stadtverordneter Ferdinand Pannicke
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Der Schlosser und Sozialdemokrat ist ab 1931 – 1932 Mitglied des Gewerkschaftskartells Nowawes und gleichzeitig 2. Kassierer DMV Nowawes-Potsdam. Sein in den „Kommunalwahlen“ 1933 errungenes Mandat wird ihm im Juni 1922 von den Nazis entzogen.
Stadtverordneter Paul Paulick
1887 – 1964
Der Kommunist und Arbeiter in der Lokfabrik wird 1933 in die SVV gewählt, sein Mandat aber am 8.3.1933 aberkannt. Nach der Befreiung tritt er wieder der KPD bei, wird Betriebsrat bei Orenstein & Koppel und ehrenamtlicher Gewerkschaftler.
Stadtverordneter Bruno Rehdorf
28.1.1905 Steglitz – 9.12.1973 Potsdam-Babelsberg
Der gelernte Mechaniker kommt in Berlin schon früh mit der organisierten Arbeiterbewegung in Kontakt. Mit 16 Jahren Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend tritt er 1923 in den Deutschen Metallarbeiterverband ein. Bei SAJ-Besuchen in Nowawes lernt er seine spätere Frau. Die junge Sozialdemokratin Anni Klemm kennen. 1931 heiraten sie. Er übernimmt die Leitung der Jungen Sozialdemokraten in Nowawes, tritt 1932 in die SPD ein und wird im Ortsvorstand Schriftführer. Mit 28 Jahren wird er 1933 jüngster gewählter Stadtverordneter. Sein Mandat wird aber im Juni durch die Nazis entzogen. Durch die „Braunfärbung“ der „roten“ GEWOBA entschließt sich die junge Familie dort auszuziehen. Nach der Befreiung baut er in Babelsberg die SPD wieder auf und übernimmt 1949 die Leitung des Sozialamtes von Potsdam.
Stadtverordneter Paul Rottstock
3.5.1882 Potsdam – 21.6.1957 Potsdam-Babelsberg
Der gelernte Tischler tritt mit 18 Jahren in die Potsdamer SPD ein. Nach der Heirat in Potsdam zieht die junge Familie 1905 nach Nowawes. Schon 1914 muss er in den Krieg und kommt erst 1919 wieder nach Hause. Da ist er schon Mitglied der USPD. Seine Kriegserlebnisse führen ihn 1925 zum Reichsbanner „Schwarz-Rot-Gold“, dessen Ortsvorsitzender er 1927 wird. Seit 1931 ist er auch 2. Vorsitzender der SPD in Nowawes. In der Weltwirtschaftskrise arbeitslos geworden, leitet er im Auftrage der Stadt den „Freiwilligen Arbeitsdienst“. Zur „Kommunalwahl“ 1933 tritt er auf Platz 2 für die SPD an. Einem drohenden Berufsverbot durch die Nazis kommt er mit der Mandatsniederlegung zuvor.
Stadtverordneter Paul Schultze
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Der Kraftfahrer ist KPD-Spitzenkandidat für die „Kommunalwahl“ 1933. Sein Mandat wird ihm von den Nazis aberkannt. 1935 wohnt er nicht mehr in Nowawes.
Stadtverordneter Ernst Wache
27.3.1897 Stolzenau (Chocieszów) – 21.3.1954 West-Berlin
Nach dem Besuch der Volksschule Reichenau (Niwa) dient er ab 1915 in der Kriegsmarine. Seit 1919 bei der Berliner Wasserpolizei tätig, wird er 1920 Mitglied der Polizeigewerkschaft und 1924 Mitglied der 1924 SPD. Nach seinem Umzug nach Nowawes übernimmt er 1925 bis 1926 den Vorsitz der Ortsgruppe des Reichsbanner „Schwarz-Rot-Gold“. 1928 wird er Gewerkschaftssekretär im Verband Preußischer Polizeibeamter. Im gleichen Jahr wird er auch Vorsitzender SPD Nowawes und ab 1932 Leiter der Eisernen Front Nowawes. Seine ersten kommunalpolitischen Erfahrungen sammelt er ab 1931 als SPD-Stadtverordneter in Nowawes. Beruflich ist er im Polizeipräsidium Berlin tätig. Im Verhältnis zur örtlichen KPD gehört er in seiner Partei zu den Skeptikern einer Zusammenarbeit mit den Kommunisten. Noch im Februar 1933 tritt er auf Wahlveranstaltungen seiner Partei als Gegner der Nazis auf. 1933 gewinnt er ein SPD-Mandat für die SVV Nowawes, was ihm durch die Nazis aber entzogen wird. Im Oktober 1933 wird er aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ aus dem Polizeidienst entlassen. Er zieht von Nowawes nach Prenzlauer Berg und macht sich mit einem Tabakgeschäft selbstständig. 1934 betätigt er sich antifaschistisch. 1939 wird er zur Kriegsmarine eingezogen. Nach der Befreiung wird er wieder SPD-Mitglied und in Prenzlauer Berg Gegner der Vereinigung beider Arbeiterparteien. Er arbeitet wieder als Polizeiangestellter in Berlin, wird jedoch nach der Spaltung des Berliner Magistrates 1948 in Ost-Berlin entlassen und zieht nach Steglitz um. Nunmehr bei der Westberliner Polizei setzt er seine Beamtenlaufbahn fort.
Stadtverordneter Hans Woike
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Der Bootsmann und Bahnarbeiter aus der Grenzstr. erringt für die SPD 1933 ein SVV-Mandat. Im Juni wird es ihm aberkannt.