Carl und Hilde Landauer, vor 1920
Letzten Monat haben uns Marius Landauer und seine Frau Janmarie aus Kalifornien besucht, um mehr über das Leben von Marius‘ Familie im Roten Nowawes zu erfahren. Seine Großeltern, Hilde und Carl Landauer, waren beide engagierte Sozialdemokraten (SPD). Sie waren 1929 aus München nach Nowawes gezogen, da Carl eine Stelle als Wirtschaftsprofessor an der Handelshochschule Berlin angenommen hatte, wohin er vermutlich täglich vom Bahnhof Neubabelsberg (heute S-Bahnhof Griebnitzsee) pendelte. Hilde war u.a. im Bildungsausschuss der Nowaweser SPD-Ortsgruppe aktiv. Als Carl im Jahr 1933 aufgrund des durch die Nationalsozialisten erlassenen sogenannten „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ seine Stelle verlor, sah die sechsköpfige Familie sich zur Emigration gezwungen. Als Juden und Sozialdemokraten erfüllten sie ein doppeltes Feindbild und konnten durch ihre Emigration in die USA einer weiteren Verfolgung entgehen.
Wir haben Marius und Janmarie die Wohngegend seiner Familie gezeigt und dabei das Haus wiederentdeckt, vor dem seine Tante Ilse fast 100 Jahre zuvor fotografiert wurde. Wir waren mit ihnen im Rathaus Babelsberg, wo sich vermutlich auch der Bildungsausschuss getroffen hat, in dem Marius‘ Großmutter Hilde engagiert war. Außerdem haben wir den beiden die weltliche Schule (heute Grundschule Bruno H. Bürgel) in der heutigen Karl-Liebknecht-Straße zeigen können, die Marius‘ Onkel Walter und seine Tanten Ilse und Gertrud wahrscheinlich besucht haben. Marius‘ Vater Ernst war das vierte und jüngste Kind der Familie Landauer und wurde erst in den USA eingeschult, wo Carl eine Stelle an der University of California, Berkeley antreten konnte.
Die Geschichtswerkstatt hat sich sehr über den sympathischen Besuch gefreut. Es war interessant, etwas über die Erinnerungen von Marius‘ Familie an das Rote Nowawes zu erfahren. Wir bedanken uns auch für die Bereitstellung der Fotos und freuen uns auf weiteren Austausch über die Geschichte der Familie Landauer.
Alle Fotos in diesem Beitrag: Privatsammlung von Marius Landauer.