Der gelernte Schmied und Arbeitersportler Max Graupner wird am 19.08.1890 in Nowawes in der Mittelstr. 12 (heute Wichgrafstr.) geboren. Sein Vater ist der Webermeister Hermann Graupner, seine Mutter Marie Graupner, geb. Thelitz. Nach dem Besuch der Gemeindeschule beginnt er eine Lehre als Schmied in der Lokomotivfabrik von Orenstein & Koppel und tritt 1908 in den Deutschen Metallarbeiter Verband ein. Von 1910 bis 1912 dient er beim Militär. Er wird gleich zu Beginn des 1. Weltkrieges am 1.8.1914 eingezogen und gerät im Februar 1915 in russische Gefangenschaft. In den Wirren der russischen Revolution kehrt er auf eigene Faust nach Nowawes zurück und arbeitet wieder bei Orenstein & Koppel. 1929 wird er in den Betriebsrat der Lokfabrik gewählt und arbeitet später als Werkmeister.
Mit 17 Jahren spielt er seit 1907 beim Nowaweser Fußballverein „Concordia Nowawes 06“. Nach dem verheerenden 1. Weltkrieg engagiert er sich beim Wiederaufbau des Arbeitersportes in Nowawes und nimmt 1919 als 29jähriger Verbindungen zum Arbeiterturnverein „Freiheit“ auf. Concordia und Freiheit verschmelzen dann im Mai 1919 zur „Freien Turn- und Sport Vereinigung Nowawes 1894“, die Mitglied der „Märkischen Spielvereinigung“ und damit auch des Arbeiter-Turn und Sportbundes wird. Auf einem Mannschaftsfoto (s. Concordia) von 1927 wird Max Graupner – hier schon 37 Jahre alt – als Mannschaftsleiter mit Anzug und Krawatte ausgewiesen.
Als ein Ergebnis der heftigen Auseinandersetzungen zwischen sozialdemokratischen und kommunistischen Vereinnahmungsbemühungen kaum es auch in der Endzeit zur Spaltung der Arbeitersportbewegung, von der die Arbeitersportler der „FTSVgg Nowawes 1894“ nicht unberührt bleiben. Auf dem 16. Bundestag des ATSB im Juni 1928 in Leipzig kommt es zum Eklat. Der ATSB-Vorstand wirft kommunistischen Delegierten vom TSV Fichte Berlin organisationsschädigendes Verhalten vor.
Die Versammlung entzieht ihnen nach Abstimmung die Mandate. Mit 163 zu 66 Stimmen wird beschlossen:
„Da alle bisher ausgesprochenen Mahnungen und Verwarnungen des Bundes bisher erfolglos geblieben sind, erklärt der 16. Bundestag, dass der ATSB zu der KPD und ihren Einrichtungen keinerlei Beziehungen mehr aufrechterhält.“
Mit einer Stimmenmehrheit von 210 zu 22 Stimmen beschließt der ATSB-Bundestag:
„Gegen Teile der Organisation oder Mitglieder des Bundes, die in Gemeinschaft oder im Auftrag der KPD oder deren Einrichtungen gegen den Bund arbeiten, soll der Bund mit allen statuarischen Mitteln vorgehen, um den organisationsschädigen Treiben gegen unseren Bund und seinen Einrichtungen endlich ein Ende zu machen.“
Die Spannungen zwischen der sozialdemokratischen ATSB-Führung und der kommunistischen Mehrheit in Berlin und Umgebung führen im Folgenden zum Ausschluss des dortigen Arbeitersportkartells aus dem Bund.
Max Graupner – der selbst nicht KPD-Mitglied ist – kritisiert die Entscheidungen des 16. Bundestages. Die Mehrzahl der Fußballer der „FTSVgg Nowawes 1894“ wird ausgeschlossen und bildet unter Leitung von Max Graupner 1928 den nun wieder selbstständigen Arbeiterfußballverein „ASV Concordia 06 Nowawes“, der in der „Märkischen Spielvereinigung“ verbleibt. Nur wenige Fußballer bleiben bei der ATSB-konformen FTSVgg Nowawes 94, können aber nicht mehr an die Erfolge des Vorgängervereins anknüpfen.
Nach der Machtübernahme der Nazis wird Max Graupner noch im März 1933 als Vorsitzender des Arbeitersportvereins verhaftet und 2 Tage lang geschlagen. Mitstreiter verrät er dennoch nicht. Am 21.4.1933, einen Tag nach Hitlers Geburtstag, wird er erneut wegen „staatsfeindlicher Äußerungen“ verhaftet. 8 Wochen muss er im Untersuchungsgefängnis in der Potsdamer Lindenstraße Schläge und Fußtritte über sich ergehen lassen.
Sein Arbeitersportverein wird als „Eintracht Nowawes 06“ gleichgeschaltet und Max Graupner nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis untersagt, im Verein leitend tätig zu sein. Seinen Sportfreuden von Concordia bleibt er dennoch verbunden, was dem Nowaweser „Obernazi“ Dr. phil. Eduard Vortisch, Oberstudienrat a.D. und Vorsitzender der gleichgeschalteten „Turnerschaft Nowawes 1862“, nicht verborgen bleibt. Dieser setzt das Kesseltreiben gegen Max Graupner und „Eintracht 06“ unvermindert fort. Dennoch gelingt es Max Graupner und Sportkameraden den ehemaligen Arbeitersportverein vor den Zugriff der Nazis und die drohende Verschmelzung mit Nowawes 03 (später SV Babelsberg 03 bzw. Sportvereinigung Potsdam 03) zu verhindern.
Der Beginn des 2. Weltkrieges reist auch große Lücken in die Reihen der Eintracht-Mannschaft. 1943 treten die verbliebenen Mitglieder des Ältestenrates von Concordia/Eintracht an Max Graupner heran, er möge die Führung des Vereins übernehmen, um die immerwährenden Angriffe von Dr. Vortisch abzuwehren. Damit verbunden wäre aber der Eintritt in die NSDAP. Mit großen Gewissenskonflikten und ohne Beschönigungen – wie Max Graupner nach der Befreiung zu Protokoll gibt – gibt er dem Drängen des Ältestenrates nach. Er selbst sagt von sich: „Ich wurde Pg. [Pg = Parteigenosse] nicht um Nazi zu werden, sondern wegen meiner ideellen Einstellung zum Arbeitersport. Oft habe ich diesen Schritt auch verflucht“. Nach der Befreiung bürgten für Max Graupner die Kommunisten Max Bolz und Richard Schneemann sowie die Betriebsräte von Orenstein & Koppel (Karl-Marx-Werk) Paul Schmiedicke, Otto Ullrich, Paul Paulick und Bruno Lahs und außerdem die Sportgenossen von „Eintracht 06“ Fritz Schulze, Bruno Lahs und Hans Schmidt.
Max Graupner wohnte von 1890 bis 1905 in der Mittelstr. 14, 1914 – 1919 in der Mittelstr. 24, 1927 in der Grenzstr. 13 im kommunistischen Arbeitermilieu und schließlich von 1934 – 1938 im Hause der Sportlerkneipe von Gebauer/Robe in der Wallstr. 62 (Karl-Gruhl-Str.). Für 1949 ist sein Wohnsitz im Nebenhaus der Karl-Gruhl-Str. 63 vermerkt. Er verstirbt am 06.04.1977 in Potsdam.
Quellen: BLHA, 161 NS-Archiv Obj. 04 ZA 1851; Klaus Gallinat, Die Geschichte des SV Babelsberg 03: Fußball in Nowawes und Babelsberg seit 1903; http://www.concordia-nowawes.de/verein/geschichte