Zeitstrahl
Das Haus eines Streikbrechers in der Karlstr. wird von der KPD mit Losungen beschmiert. In: Potsdamer Tageszeitung.
In der Sitzung des Haus- und Grundbesitzervereins wird ein Anwalt zitiert, der die Ablehnung von Hypothekenkrediten durch Banken mit einer „kommunistischen Verseuchung“ von Nowawes begründet. In: Potsdamer Tageszeitung.
Bei der Reichstagswahl wird die SPD in Nowawes mit 5431 Stimmen (- 374 zur Wahl im Juli 1932) wieder stärkste Partei. Als Wahlsieger kann sich die KPD fühlen, die nunmehr auf 4850 Stimmen kommt (+ 418). Die NSDAP verliert dramatisch und kommt dennoch auf 4321 Stimmen (- 996). In: Potsdam Wahlen, S. 87.
Am Findling wird der Geschäftsführer der Nowaweser Ortskrankenkasse vom Nazi Franz Freyse auf offener Straße beschimpft und beleidigt. In: Potsdamer Volksblatt.
Auf der SPD-Mitgliederversammlung im Eisenbahnhotel spricht Rechtsanwalt Dr. Franz Leopold Neumann, Vorsitzender der Vereinigung sozialdemokratsicher Juristen, zu „Die Stellung der SPD zur Verfassungsreform“. In: Potsdamer Volksblatt.
Im Lokal Hiemke tagt die SPD-Frauengruppe. Es spricht Dr. Elsbeth Weichmann. In: Potsdamer Volksblatt.
Eine Ansammlung von Kommunisten verhindert eine Wohnungsräumung in der Großbeerenstr. 29. In: Potsdamer Tageszeitung.
Aufgrund des Stimmenzuwachses bei den letzten Reichstagswahlen für die KPD, gibt die SPD die Losung aus: „Nicht Kommunismus, nicht Nationalsozialismus ist das Heil der Menschheit, sondern nur einzig und allein der Sozialismus kann die furchtbare Not und die moderne Geißel der Menschheit, die Arbeitslosigkeit, aus der Welt schaffen.“ In: Potsdamer Volksbaltt.
Der Antrag der KPD-Fraktion auf Neuwahl der Stadtverordnetenversammlung wird abgelehnt. Hochgerechnet auf die letzten Reichstagswahlen hofft die KPD auf 8 Sitze. Die SPD würde 12, die DNVP 4 und die Nazis 8 Sitze erhalten. In: Potsdamer Volksblatt.
Während der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung versammeln sich von der KPD organisierte Bürger vor dem Rathaus mit dem Ruf „Hunger! Hunger!“. Ein starkes Polizeiaufgebot verhindert die Erstürmung des Rathauses. Der KPD-Fraktionschef Richard Schulz greift den Stadtverordnetenvorsteher Paul Fleischmann (SPD) scharf an. In: Nowaweser Anzeiger.
Von der KPD organisierte Streikende verlangen im Rathaus die Auszahlung der Winterbeihilfe. Stadt verweigert dies aufgrund fehlender Mittel. Daraufhin ruft die KPD die Arbeitslosen zum Boykott des Freiwilligen Arbeistsdienstes (FAD) auf. In: Potsdamer Volksblatt.
Erwerblose Jungendliche zerstrümmern die Scheiben des Filialgeschäftes der konservativen „Potsdamer Tageszeitung“ in der Eisenbahnstr. und dringen in das Buttergeschäft von Gerhard Heinze in der Großbeerenstr. 89 ein und verlangen die unentgeltliche Herausgabe von Lebensmitteln. In: Potsdamer Volksblatt.
Vor dem Rathaus versammeln sich 200 Mitglieder des Freiwillgen Arbeitsdienstes und fordern Lohnzulagen und warme Kleidung für den Winter. Die Stadtverwaltung ruft die Polizei herbei. In: Vorwärts.
Im Obdachlosenheim in der Gartenstr. 55 suchten im Monat November 793 Obdachlose eine Unterkunft, darunter 47 Frauen und 2 Kinder. In: Potsdamer Volksblatt.
Die Arbeiterfußballer der FTSpVgg Nowawes 1894 sind Meister des ATSB-Bezirkes Westen. Im Endspiegl siegten sie über Rathenow-Süd 3: 1. In: Brandenburger Zeitung.
Auf einer Elternversammlung der Kinderfreunde in der „Turnhalle“ spricht Gen. Lucke aus Berlin über den Weg und das Ziel der Kinderfreunde. In: Potsdamer Volksblatt.
Der DMV Potsdam-Nowawes fordert auf einer Erwerbslosenversammlung eine Änderung des Wirtschaftssystems zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. In: Potsdamer Volksblatt.
In der Jugendherberge auf dem Sportplatz richten die Helfer der Kinderfreunde eine Weihnachtsfeier aus. Jedes Kind erhält ein kleines Packet mit Nüssen, Pfeffernüssen und Äpfeln. Mit Volkstänzen und Kampfliedern beschließt man die Feier. In: Potsdamer Volksblatt.
Mit Unterstützung der KPD stürmen 50 Frauen das Rathaus und verlangen die Auszahlung der Winterbeihilfe. In: Teltower Kreisblatt.
In Anwesenheit des Leiters des Wohlfahrtsamtes Paul Skirk (SPD) findet eine kleine Weihnachsfeier im städtischen Kindertagesheim in der Havelstr. statt. In: Potsdamer Volksblatt.
Die Arbeiterturner der Arbeiter-Turn- und Sportvereinigung Nowawes 1894 treten im überfüllten Saal des Gesellschaftshauses „Turnhalle“ in der Auguststr. unter dem Motto „Wir bauen eine neue Welt“ auf. In: Vorwärts.
Auf dem SAJ-Heimabend spricht der Stadtverordnete Max Schröder über den Freiwilligen Arbeitsdienst (FAD). In: Potsdamer Volksblatt.
Am Bahnübergang „Galgen“ sind wieder KPD-Parolen angemalt worden. In: Potsdamer Tageszeitung.
Auf einer außerordentliche Mitgliederversammlung der SPD Nowawes wird der KPD vorgeworfen, die Einheitsfrontparolen nur gegen die SPD zu gebrauchen. Die AWO berichtet, dass sie 185 Familien betreut und 1.200 Portionen für Kinder und 800 Portionen für Erwerbslose in ihrer Notküche ausgibt. In: SPD-Protokollbuch.
Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung bei Alfred Hiemke in der Karl-Gruhl-Str. bestimmen die Sozialdemokraten ihre Kandidaten für die Provinziallandtag (Paul Fleischmann) und den Kreistag. In: Potsdamer Volksblatt.
Anhänger der KPD marschieren mit auswärtiger Unterstützung zum Friedrichkirchplatz. Auf einer dortigen Kundgebung wird vor allem die SPD angegriffen. In: Potsdamer Volksblatt.
Die 251 Mitglieder starke Ortsgruppe Nowawes des Gewerkschaftsbundes der Angestellten versammelt sich unter Leitung ihres Vorsitzenden Otto Teichert im Eisenbahnhotel und beschwört Erfolge trotz „der Ungunst der Zeit“. In: Teltower Kreisblatt.
In der ATSB-Kreismeisterschaft sind die Fußballer der FTSpVgg 94 Nowawes gegen Hertha Luckenwalde 1:2 ausgeschieden. In: Brandenburger Zeitung.
Die kommunale Notküche in der Preisterstr., betrieben von der AWO, mussten in den Monaten Oktober bis Dezember 1931 23.375 Mahlzeiten an Bedürftige ausgeben. Ein Jahr später, im gleichen Zeitraum, waren es schon 52.275 Mahlzeiten. In: Potsdamer Tageszeitung
Nach Aufhebung des Demonstrationsverbotes marschieren Anhänger der KPD mit Gesang vom Bahnhof Drewitz kommend die Großbeerenstr. entlang. In: Potsdamer Tageszeitung.
Im Gesellschaftshaus „Turnhalle“ veranstaltet der Arbeiter-Radiobund einen Filmabend. Es werden gezeigt „Unsichtsbare Brücken“ und „Radiofunk einst und jetzt“ von Johannes Guter. In: Potsdamer Volksblatt.
Die im „Roten Pionier“ gemachten Beschuldigungen gegen den, beim Konsum beschäftigten Lagerarbeiter Otto Voigt wegen mangelnder Solidarität mit dem zum Tode Verurteilten Chemnitzer Bartl weißt eine Versammlung der Konsummitarbeiter im Lokal Becker einstimmig zurück. In: Potsdamer Volksblatt.
Die Volkshochschule Nowawes kündigt den Vortrag von Heinrich Pröschold zur „Entstehung des Sozialismus und Marxismus“ für den zweiten Lehrabschnitt des Winterhalbjahres an. In: Potsdamer Tageszeitung.
Im Gasthaus „Sportplatz“, Grenzstr. 8 tagt der Nowaweser Kleingartenverband und wählt erneut den Schuhmacher Gustav Mendrock zum Vorsitzenden. In: Potsdamer Tageszeitung.
Die Leitung der KPD-Ortsgruppe Nowawes mit Walter Junker, Hans Ulrich und Walter Klausch treffen sich in einem Lokal in der Wallstr. Es wird eine Kampfdemonstration gegen die faschistische Diktatur beschlossen und alle Kuriere der Parteizellen informiert. Auf dem Friedrichkirchplatz – in anderen Quellen wird der Plantagenplatz genannt – versammeln sich ca. 300 Kommunisten und Sympathiesanten und marschieren an der Elekrola vorbei zur Langen Brücke. Hans Ulrich bringt Flugblätter aus der Berliner Druckerei der Roten Fahne mit, die Walter Junker und Willi Zinnemann vor O&K verteilen, während Elli Schneemann sichert. In: Mitgestalter der Geschichte… S. 85
Auf dem Weg zum SA-Heim in der Wilhelmstraße 101 werden 2 Mitglieder der Bismarckjugend (Jugendorganisation der Deutschnationalen Volkspartei) an der Ludwigstr. Ecke Auguststr. von Kommunisten angehalten und verprügelt. In: Potsdamer Tageszeitung.
60 SA-Männer vom nahen Schützenhaus überfallen Kommunisten, die vom Arbeiterlokal Sommer kamen, vor dem Lokal Brodehl in der Gartenstr. 13. Der Gastwirt selbst gehört der NSDAP an. Die der KPD nahe stehenden 18jährigen Gustav Meinhardt und den 23jährigen Herbert Lucas werden durch Schüsse schwer verletzt. Arbeitersamariter legen Notverbände an und bringen die Verletzten ins Kreiskrankenhaus. In: Potsdamer Volksblatt.
In der ersten Sitzung der Stadtverornetenversammlung im neuen Jahr wird Paul Fleischmann als Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung wieder gewählt. Als seine Vertreter fungieren Otto Machate (SPD) und Friedrich Münzberg (Wirtschaftspartei). In: Potsdamer Tageszeitung.
Der 2. Bürgermeister Franz Litterscheid (SPD) informiert die Stadtverordneten darüber, dass Nowawes nach dem Gereke-Plan für 140 Arbeitslose für 20 Wochen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zu organisieren hätte. KPD-Anträge zur Schulspeisung und zur Mietherabsetzung für die Gartenstr. 55 werden an den Magistrat verwiesen. In: Potsdamer Volksblatt.
In den Abendstunden durchsucht die Polizei das KPD-Lokal von Reinhold Gebauer in der Karl-Gruhl-Str. 17 und beschlagnahmen hergestellte Flugblätter, die den Nazi-Überfall in der Gartenstr. anprangern und verhaften 8 Kommunisten. Auch das Lokal von Rot-Sport in Nr. 62 wird durchsucht. In: Potsdamer Volksblatt und Teltower Kreisblatt.
Wenige Tage nach Hitlers Machtantritt untersagt der Potsdamer Regierungspräsident alle Versammlungen der KPD sowie ihrer Hilfs- und Nebenorganisationen unter freiem Himmel im Regierungsbezirk Potsdam, wozu Nowawes gehört; Aus: Potsdams andere Seiten, Kalenderblätter, Ausgabe 2, 14. Jahrgang, Februar 2018, S. 4
Mehr als 2000 Mitglieder des Stahlhelms, der SA und der SS aus Nowawes und Potsdam ziehen durch das Rote Nowawes. Am Rathaus kommt es zu Zusammenstößen mit KPD-Mitgliedern. In: Teltower Kreisblatt.
Bei einem Fackelmarsch von 800 Stahlhelmern, SA und SS aus ganz Potsdam und Umgebung wird der parteilose 19jährige Schlosser Helmuth Thießen vor dem Rathaus Nowawes angeschossen. Auch der Potsdamer Reichsbanner-Mann Erich Klein wird verletzt. Der ASB leistet erste Hilfe. Der Nazi-Aufmarsch wird von einer aufgebrachten Menschenmenge begleitet. In: Potsdamer Volksblatt.
Der Vorsitzende Fritz Springer muss feststellen, dass 1932 kein so segensreichtes Jahr für das Kartell war, wie man gehofft hatte. Die verstärkten Angriffe der Reaktion und der Bruderkampf mit der KPD haben viele Kräfte gebunden. Man geht jedoch davon aus, dass „die neue Zeit die Arbeiterschaft zu einem unüberwindbaren Block zusammenschmieden werde“. Man schließt die Sitzung mit dem Ruf „Freiheit!“. In: Potsdamer Volksblatt.
Unter dem Dach der Eisernen Front marschieren die Arbeitersportler, das Reichsbanner, die Gewerkschaften und die SPD von Hiemke und dem Eisenbahnhotel kommend zum Friedrich-Ebert-Platz (Plantagenplatz) unter der Losung „Tritt gefasst! Schließt die Reihen!“. Provokationen der Polizei sind zu vermeiden. In: Potsdamer Volksblatt.
Die AWO veranstaltet in der „Turnhalle“ einen Unterhaltungsabend für erwerbslose SPD-Mitglieder. Den Rahmen bilden Aufführungen der FTSpVgg 94. Unter großem Beifall greift Stadtrat Paul Skirk den Sozialpopulismus der NSDAP an. Die AWO-Vorsitzende Olga Bathe schließt mit „Mit uns das Volk, mit uns der Sieg!“. In: Potsdamer Volksblatt.
Auf (ihrer) letzten legalen Mitgliederversammlung im Eisenbahnerhotel glaubt die SPD, dass Hitler scheitern würde und in 4 Jahren abgewirtschaftet hätte. Zum Schluss singt man noch gemeinsam die Internationale. In: SPD-Protokollbuch.
Auf einer von der KPD organisierten Erwerbslosenversammlung greifen die Kommunisten Gerhard Rottstock und Stanislaus Lindner scharf kommunaler Verantwortungsträger der SPD wegen ihrer Sozialpolitik an. In: Potsdamer Volksblatt.
Auf einer Mitgliederversammlung im Eisenbahnhotel stellt die SPD ihre Kandidaten für die Wahl zur Stadtverordnetenversammlung auf. Zu den Genossen spricht der Nowaweser Reichstagskandidat und Gewerkschafter Hans Kohl. In Potsdamer Volksblatt.
Anlässlich des Internationalen Frauentages spricht Käthe Kern vom SPD-Frauensekretariat Berlin zu den Genossinnen im Gesellschaftshaus „Turnhalle“ unter dem Motto „Wehrt Euch gegen Eure Versklavung, wehrt Euch gegen den Rückschritt!“ In: Potsdamer Volksblatt.