Zeitstrahl
Die Politische Polizei Potsdam entdeckt in einer Gartenkolonie an der Husarenstraße mehrere Holzkisten mit (weitestgehend unbrauchbaren) Gewehren und Munition, die Anhänger der KPD dort nach dem Kapp-Putsch vergraben haben. In: Potsdamer Tageszeitung.
Die Polizei hebt ein illegales Waffenlager der KPD aus. 10 Personen werden verhaftet. Q: Lagebericht Polizei.
Oberstudiendirektor Dr. Siegfried Krampe, der das Althoff-Gymnasium seit dem 1.4.1930 geleitet hat, ist, da er Sozialdemokrat war, entlassen worden. Auch der ehemalige Sozialdemokrat, Studiendirektor Dr. Ernst Edelmann muss gehen. In: Potsdamer Tageszeitung.
Der Oberstudiendirektor des Althoff-Realgymnasiums und ehemalige Sozialdemokrat wird aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ entlassen. In: Teltower Kreisblatt.
Unter Aufsicht der SA werden „kommunistische“ und „marxistische“ Losungen im Stadtbild beseitigt. In: Teltower Kreisblatt.
Der Arbeiter-Kraftsportvereine Sandow wird wegen angeblicher kommunistischer Unterwanderung durch ehemalige Concordia-Sportler von der Polizei verboten: In: Bundesarchiv.
Der bisherige Bürgermeister Walter Rosenthal ersucht den Regierungspräsidenten, ihn im Alter von 48 Jahren in den Ruhestand zu versetzen. In: Potsdamer Tageszeitung.
Der letzte demokratisch gewählte Bürgermeister Walter Rosenthal geht „auf eigenem Wunsch“ in den Ruhestand. Q: BLHA
Das 2jährigen Bestehen der NSBO-Zelle in der Lokfabrik wird in der Kantine mit 1000 Arbeitern festlich begangen. Betriebszellenobmann Herbert Alpermann begrüßt die Anwesenden und Pg. Lamprecht spricht über „Idealismus und Kultur des Volkskanzlers“. In: Teltower Kreisblatt.
Anlässlich des Tages des „Kampfes gegen Hunger und Kälte“ treffen auf dem Sportplatz an der Priesterstraße die Stadtmannschaften von Potsdam und Nowawes aufeinander. Im Nowaweser Aufgebot sind auch Arbeiterfußballer von Eintracht (früher Concordia 06) wie Erwin Grasse, Knauf , Paul Zöller, Willi Wollenschläger und Lamprecht. Die Potsdamer siegen 1 : 0 gegen Nowawes. Vor dem Fußballspiel gibt es ein Handballspiel zwischen den „03ern“ und den „06ern“. In: Potsdamer Tageszeitung.
In Nowawes und Potsdam werden 6 Kommunisten verhaftet, die illigale Druckschriften herstellten und anläßlich der Reichstagswahl hundertfach verteilten. In: Teltower Kreisblatt.
Der 23jährige Kommunist Kurt Vogel, der bei seiner Mutter in der Großbeerenstr. 46 wohnt, wird wegen illigalen Waffenbesitz festgenommen und zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. In: Teltower Kreisblatt.
Im Gemeindesaal der Evangelischen Gemeinde in der Schulstraße spricht vor der Gruppe der „Deutschen Christen“ der Potsdamer Superintendent Dr. Martin Thom (NSDAP) in einem „warmherzigen Vortrag“ zu den Aufgaben der Kirche im Dritten Reich. In: Teltower Kreisblatt.
Die Polizei verhaftet einen Schlosser aus Nowawes wegen „kommunistischer Propaganda“. Q: Lagebericht Polizei
Im Konzerthaus Auguststraße veranstaltet das (ehemalige Arbeiter-) Mandolinen- und Gitarrenorchester unter Leitung von Fritz Springer ein Konzert.: In: Potsdamer Tageszeitung.
Am Jahrestag der „Machtübernahme“ beleidigt der Kommunist Paul Fritze aus der Kolonie Moosgarten den Führer und erhält in einem Prozess vor dem Potsdamer Schöffengericht 1 Jahr Gefängnis. In: Potsdamer Tageszeitung.
Bei den „Vertrauensleutewahlen“ bei O & K nehmen von 1351 Arbeitern nur 1165 teil. 838 stimmen für die gleichgeschaltete Nazi-Liste, 222 dagegen und 105 enthalten sich. Q: Lagebericht Polizei.
Die Gestapo regisitriert marxistisches Gerede im Lokal des ehemaligen Sozialdemokraten Bombe in der Priesterstr. Q: Lagebericht Polizei.
In der Griebnitzstr. 5 (Klein Glienicke) weiht der Reichsbundleiter Wilhelm Stüwe (NSDAP) eine neue Reichsschule des gleichgeschalteten „Reichsbundes der Kinderreichen“ ein. Er betont, dass „aus dieser Schule Männer hervorgehen mögen, die nach Gesinnung und Wissen den gigantischen Kampf gegen den Volkstod aufnehmen, der unser Volk bedrohe.“ In: Teltower Kreisblatt.
Im Schützenhaus wird die Nowaweser Ortsgruppe des (nationalsozialistischen) Reichskolonialbundes gegründte. Zu den Aufgaben des Bundes spricht der Gauverbandsleiter für die Kurmark, SS-Obersturmbannführer Walter von Wiese und Kaiserswaldau. In: Teltower Kreisblatt.
Der erste Kreistag der NSDAP des Landkreises Teltow beginnt mit dem Aufmarsch von NSDAP-Gliederungen, der SA und der SS des Kreises vor dem „arisierten“ Sitz der NSDAP-Kreisleitung in der Neubabelsberger Wilhelm-Filchner-Str. (ehem. Augustastr. , heute Rosa-Luxemburg-Str.) 24 und führt weiter zum Horst-Wessel-Ehrenhain in der Str. der SA (heute Karl-Marx-Str.) 33/34. Am nächsten Tag folgen Sondertagungen der einzenen Gliederungen in Lokalen der Stadt und ein Sternmarsch als „große NSDAP-Heerschau“ mit „tönenden SA-Trommeln“ zum Sportplatz in der Priesterstr. In: Teltower Kreiskalender 1938.
Der Oberpräsident, Gauleiter der Kurmark, Emil Stürz (NSDAP) verfügt die Eingemeindung von Neubabelsberg nach Nowawes und den neuen Namen „Babelsberg“ zum 1.4.1938. In: Teltower Kreisblatt.
Trotz großer Widersprüche aus Neubabelsberg erfolgt die Eingemeindung von Neubabelsberg nach Nowawes; In: Potsdamer Daten des 20. Jahrhunderts, K. Baller, S. 44
Bei der, von einer großen Nazi-Propaganda begleiteten „Volksabstimmung“ zum Anschluss Österreichs an das faschistische Deutsche Reich, erhalten die Befürworter in der Stadt Babelsberg 24.630 Stimmen. 360 Gegenstimmen werden ausgewiesen. In Potsdam stimmen 55.903 für und 930 gegen den Anschluss. In: Potsdamer Tageszeitung.
Im Rathaus Babelsberg versammeln sich nur wenige Stunden nach der Befreiung die Sozialdemokraten und Kommunisten Josef Chmelik, Reinhold Klau, Ernst Lüdicke, Gustav Mauritz, Arno Neumann, Bruno Rehdorf, Max Schröder, Georg Spiegel und Gregor Westphal zum gemeinsamen antifaschisten Handeln. Q: BLHA, Bruno Rehdorf.
In der Potsdamer Druckerei Stein, Kaiser-Wilhelm-Str. 53, heute Hegelallee, wird ein antifaschistischer Vollzugsrat gebildet, dem die Kommunisten Karl Kauschke, Wilhelm Vahle, Walter Zietlow, Adolf Hausmann und Alfred Lehnert (Babelsberg) und die Sozialdemokraten Georg Spiegel (Babelsberg), Arno Neumann (Babelsberg), Hans Bauer, Alfons Bommel und Fritz Brösicke angehören. Q: Brandenburgisches Landeshauptarchiv.
Ein antifaschistischer „Revolutionärer Vollzugsrat“ für die ganze Stadt Potsdam konsituiert sich im Gebäude der Druckerei Stein in der Hegelallee 53. Aus Babelsberg sind die Sozialdemokraten Georg Spiegel und Arno Neumann und der Kommunist Alfred Lehnert mit dabei. Q: Brandenburgisches Landeshauptarchiv.
Der „Revolutionäre Vollzugsrat“ aus Potsdamer und Babelsberger Sozialdemokraten und Kommunisten zieht von der Steinschen Druckerei in größere Räume in die Alte Wache in der Potsdamer Charlottenstraße um. Q: Brandenburgisches Landeshauptarchiv.
Der kürzlich gegründete antifaschistische Vollzugsrat für Potsdam, bestehend aus Sozialdemokraten und Kommunisten, zieht in die Alte Wache, Lindenstr. 45 ein. Q: Brandenburgisches Landeshauptarchiv.
Max Schröder spricht sich gegen eine eigenständige sozialdemokratische Partei aus und fordert die Einheit der Arbeiterbewegung. In: SAPMO, ZPA, II/3/2/2.
Eine Antifaschistische Volksfront, Ortsgruppe Babelsberg bestehend aus Kommunisten und Sozialdemokraten fordert u.a.: 1. Kontrolle des kommunalen Verwaltungsapparates. 2. Strenge Beaufsichtigung der Faschisten… 3. Sicherung der Ernährung und Verteilung der Güter nach sozialen Gesichtspunkten. 4. Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung. 5. Glaubens- und Gewissensfreiheit.
Auf Initiative von Gustav Mauritz (KPD) und Arno Neumann (SPD) wird im Rathaus Babelsberg ein antifaschistischer Jugendausschuss gebildet. In: Klaus Gallinat, Aufbau Sport SBZ, S. 111
KPD und SPD veranstalte eine gemeinsame öffentliche Kundgebung im Althoff-Filmatelier in der Wilhelmstr. 116. Flugblatt.
In der Lok-Fabrik von Orenstein & Koppel tagen erstmalig Mitglieder der SPD (ca. 70) und der KPD (ca. 50) gemeinsam. In: Gallinat, Chronik LKM.
Der Babelsberger Sozialdemokrat und Stadtbaurat Arno Neumann spricht auf einer Versammlung der SPD-Abteilung Charlottenhof zu den Fehlern und Versäumnissen der Arbeiterparteien vor 1933. Q: Brandenburgisches Landeshauptarchiv.
Durch den Befehl Nr. 176 wird den ehemaligen Konsumgenossenschaften ihr Vermögen, das ihnen die Nazis genommen haben, zurückgegeben. Auch die Konsumgenossenschaft von Potsdam und Umgebung kann ihre Arbeit wieder aufnehmen. In: Märkische Volksstimme.
Die über die Grenzen Babelsbergs hinaus bekannt gewesene Mandolinen- und Gitarrenvereinigung spielt wieder! Bei Hiemke ist jeden Sonntag ab 9.30 Uhr Probe. In: Märkische Volksstimme.
Im „Birkenwäldchen“ in der Stahnsdorfer Straße treffen sich junge Genossen zu einem Vortrag „Einführung in den Marxismus“ des jüdisch-kommunistischen Widerstandskämpfers Karl Kormes. In: Märkische Volksstimme.
Dem neuen Kreisvorstand des FDGB gehören an als 1. Vorsitzener Ernst Brenner (ehemals KPD) , als 2. Vorsitzender Johann Arlt (ehemals SPD aus Nowawes) . Kassierer ist Karl Gruhl (ehemals SPD aus Nowawes). In: Märkische Volksstimme.
Der Jungendweihe-Ausschuss in Babelsberg führt seine erste Jugendweihe nach der Befreiung vom Faschismus durch. Der Andrang ist so groß, dass man von der Aula des Althoffgymnasiums in das Thalia-Kino wechseln muss. Die Teilnahmekarten kosten 1 Reichsmark und können in der Buchhandlung Heiling in der Karl-Liebknecht-Str. , in den Konsumverkausstellen in der Paul-Neumann-Str. und in der Karl-Liebknecht-Str. und in der Volksbuchhandlung in der Potsdamer Waisenstr. (heute Dortustr.) erworben werden. In: Märkische Volksstimme.
Im kleinen Saal des Volkstheaters in der Potsdamer Zimmerstraße wird der Demokratische Frauenbund Deutschlands für die Stadt Potsdam gegründet. Als erste Vorsitzende wird Mia Vahle gewählt. 2. Vorsitzende wird Gräfin von Schlieben. Als Beisitzerin fungieren Frau Riebau und Frau Grünitz und als Revisorinnen Frau Böttge, Friedel Springer und Frau Kneller. In: Märkische Volksstimme.
Nach nur einem Jahr seit der Wiedergründung hat der Potsdamer Konsum schon 41 Verteilstellen. Neben dem Verkauf von Lebensmitteln ist auch deren Beschaffung eine vorrangige Aufgabe. In: Märkische Volksstimme.
Im Restaurant „Birkenwäldchen“ in der Stahnsdorfer Straße proben freitags ab 18.15 Uhr der Frauenchor und ab 19.30 Uhr der Männerchor in der Tradition der Freien Arbeiterchöre. In Märkische Volksstimme.
Die Lokfabrik „Orenstein & Koppel“ beschäftigt schon wieder 970 Arbeiter und Angestellte und bildet 62 Lehrlinge aus. Dank der vorbildlichen Arbeit des Betriebsrates sind mehr als 90 % der Belegschaft gewerkschaftlich organisiert. In: Märkische Volksstimme.
Im Thalia-Theater findet eine Morgenfeier der SED-Stadtkreisorganisation zum 30. Jahrestages der Oktoberrevolution statt. Es spricht Herbert Bodmer. Das musikalische Programm gestaltet die Mandolinene- und Gitarrenvereinigung, der Männer- und Frauenchor Babelsberg und die Gruppe der Jungen Genossen. In: Märkische Volksstimme.
Die ersten 1000 Exemplare der „Lok“ – der ersten Betriebszeitung des Karl-Marx-Werkes werden von FDJlern verteilt. In: Märkische Volksstimme.
Im Thalia Kino hält der ehmalige Nowaweser Kommunist und SED-Stadtvorsitzender Reinholf Gans die Jugendweiherede. In: Lebenserinnerungen Karl Gadow.
Die Mandolinen- und Gitarrenvereinigung Babelsberg unter Leitung von Franz Donner gibt ein Konzert im Städtischen Krankenhaus Stadtheide. In: Märkische Volksstimme.
Vor 5000 begeisterten Zuschauern wird der neue Sportplatz an der ehemaligen Priesterstraße mit einem Spiel der BSG Märkische Volksstimme gegen Gohlis-Nord (2 : 1) übergeben. Er erhält den Namen „Karl-Liebknecht“. In: Märkische Volksstimme.
In einer Sondersitzung gedenken die Stadtverordneten von Potsdam den Widerstandskämpfern. Herbert Bodmer, Vorsitzender der VVN Potsdams übergibt an Georg Spiegel, dem Vorsitzenden der SVV ein Gedenkbuch, in der auch die Nowaweser/Babelsberger Widerstandskämpfer wie Walter Junker, Walter Klausch, Albert Klink, Hermann Maaß, Wilhelm Marquardt, Herbert Ritter (!) und Fritz Schüler aufgeführt sind. In: Märkische Volksstimme.