Tat-Orte markieren- Menschen (ge)denken 2024 in Babelsberg

Die beiden lokalen Vereine „Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf e. V.“ sowie die „Geschichtswerkstatt Rotes Nowawes e. V.“ beteiligen sich auch in diesem Jahr an der Initiative „Tat-Orte markieren- Menschen (ge)denken“. Mit der Aktion des Markierens von Absperrband an bestimmten Orten wollen der Förderkreis und die Geschichtswerkstatt im dem vom Landesjugendring Brandenburg e. V. in Kooperation mit der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten sowie dem Museumsverband Brandenburg initiierten Projekt zwei symbolische Orte der nationalsozialistischen Verbrechen markieren.

Besonders im Stadtteil Babelsberg war aufgrund seiner zahlreich angesiedelten Industrie die NS-Zwangsarbeit stark präsent. Der Bedarf an Arbeitskräften stieg in den Kriegsjahren enorm, so dass ab 1941 vorrangig ausländische Menschen zur Arbeit in Deutschland, so auch in Babelsberg, gezwungen wurden. Zahlreiche Lager und Unterbringungsmöglichkeiten entstanden ab dem Jahr 1941. Bereits im Jahr 1939 existierten in Potsdam-Babelsberg 65 anerkannte wehrwirtschaftliche Betriebe, so Almuth Püschel im Standardwerk „Zwangsarbeit in Potsdam“. Dabei setzte man Zwangsarbeitende nicht nur in den Rüstungsbetrieben ein, sondern auch in der Verwaltung, Kirche oder Gastwirtschaften.

In der heutigen Stephensonstraße 27, damals Scharnhorststraße, befand sich der städtische Omnibusbetrieb mit der Fahrdienstleitung. Auf dem Gelände der Stadt wurden auch während der Zeit des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeitende untergebracht, die unter anderem im Verkehrswesen arbeiten mussten. Die Kommunen wirkten also nicht nur als ausführende Kraft bei der Vermittlung von Arbeitskräften und Zwangsarbeitenden, so durch die Arbeitsämter mit, sondern beschäftigten diese auch aktiv. Weil die Rolle der Kommunen bei der Verfolgung immer noch unterrepräsentiert ist, haben wir die Stephensonstraße in Babelsberg markiert.

Als weiteren Ort der Markierung haben wir uns erneut für die abgerissene Baracke am Konsumhof/Ecke Fritz-Zubeil-Straße entschieden. An dieser Brache befand sich bis vor wenigen Jahren eine Baracke des Rüstungsbetriebes Frieseke & Höpfner, die in einem Lageplan als „Küche für Ausländer“ deklariert wurde. Die Baracke wurde trotz unserer Hinweise abgerissen, ohne dass eine genaue Prüfung stattfinden konnte. Seit dem Abriss sind auf dem Gelände keine relevanten Arbeiten mehr durchgeführt worden und das Gelände liegt weiterhin brach. Der Vorfall steht somit symptomatisch mit dem Umgang und der Erinnerung an die NS-Zwangsarbeit.

Stephensonstraße
Am Konsumhof/Fritz-Zubeil-Straße